Ihr Lieben,
aus gegebenem Anlass und aufgrund vieler Nachfragen:
Jeder weiß, dass wir auf dem Nuddelhof Pferde sanft und liebevoll ausbilden. Wir haben keinen Zeitdruck, das Interesse an Turnieren ist etwas geschwunden- und daher muss ich auch gar nichts
Unpassendes und Schlechtes mehr akzeptieren- nicht beim Beritt, nicht bei der Hufpflege, nicht im Umgang. Da die Pferde hier bei uns ohnehin erst mit fünf, sechs Jahren spielerisch ans Reiten
herangeführt werden, sind sie alle durch und durch gesund (sofern sie
nicht wie Borgmann-Auktionspferd Equitaris III schon aufgrund unsachgerechter Aufzucht und verschleißendem Jungpferdeumgang massive Vorschäden haben-er hatte mit vier Jahren nach Körung,
Bundeschampionat und Auktion das Beste hinter sich-leider). Jede kleine Unpässlichkeit nehmen wir ernst und reagieren sofort darauf. Diese Form des wertschätzenden Umgangs ist möglich, da wir
jeden Stress, den Druck von außen in der Ausbildung einfach weglassen. Wir "arbeiten" kein Pferd- welch überhebliche Formulierung-wir trainieren gemeinsam etwas.
Perfektion streben wir nicht (mehr) an- sondern gemeinsame Freude an der Bewegung, an der Entwicklung, am Tun, am "im hier und jetzt sein". Am individuellen Dialog mit den Pferden, mit den
interessierten Menschen. An der individuellen passenden Ausrüstung. Das ergibt perfekte Momente- wie den auf dem Foto.
Gelegentlich "verirrt" sich auch mal ein Suchender hierher auf den Nuddelhof, ein Mensch, der so reiten, so mit den wunderbaren Pferden sein möchte wie wir. Der fühlen möchte, wie es ist, auf
einem völlig entspannten Pferd auch schwierige Bewegungsabläufe zu fühlen, zu meistern.
Wir nehmen nur selten Schüler an- den meisten mangelt es an Ausdauer, an Passion, an Zuverlässigkeit. Sicher auch mal am Geld. Bei diesen Mängeln ist eine gute Ausbildung nicht möglich.
Dann ist es vertane Zeit.
Auf dem Bild ist Caspar zu sehen- ein unperfektes Pferd mit einem perfekten Herzen und einer überragenden Intelligenz. Der Weg vom Plumsen ins Stroh 2002 hier auf dem Nuddelhof, vom Anreiten
bis zu diesem Bild hat 16 Jahre gedauert. 16 unperfekte Jahre- für dieses Bild. Für viele Fehler und Entschuldigungen, für trial and error, für viele unperfekte Bilder.
Er ist nun seit 5 Jahren in Rente- mit seinem Bruder inmitten einer Herde. Er musste nach Ende seiner Sportkarriere (GP platziert) nie wieder jemandem etwas beibringen- er hatte ja mit mir in
all den Jahren genug zu tun.... Röntgenklasse IV übrigens- und bis heute nach wie vor topfit - ohne Eisen und Gedöns.
Der Weg ist das Ziel- und er ist schön, lang, voller Hindernisse, manchmal voller Ratlosigkeit. Er ist voller unperfekter Momente. Er sollte frei von Gemeinheiten sein, frei von Ungeduld und
Unfairness. Auch das gelingt vielleicht nicht immer-aber DAS muss jeder von uns anstreben- sonst hat er auf dem Pferd nichts zu suchen. Sie adeln uns, sie adeln unsere Manieren. Sie bringen
Demut, wenn wir den Weg mit ihnen gehen und ihnen zuhören.
Sie sind großzügig und großherzig,
Pferde wollen, dass wir mit ihnen reden, nicht über sie, nicht über andere Menschen, die ja "immer alles falsch machen".
Dann spüren wir ihre Stimme ..."gib mir ein wenig mehr Luft".., "jetzt einmal strecken und losgaloppieren", ..."ah, das nennst Du Piaffe? Sag das doch gleich", "mehr Tritte gehen gerade
nicht", "ich habe den Bewegungsablauf verstanden- lass uns etwas anderes machen", "ich habe heute keine Lust" , "warum bist Du so verkrampft? Hast Du Sorgen?", "der Sattel passt nicht-nimm
ihn bitte SOFORT ab".
Wer so mit den Pferden in einen Dialog tritt, geht auch entsprechend mit anderen Menschen um. Er ist dialogbereit, höflich, wertschätzend, versteht, das Imperfektion die Regel ist, nicht die
Ausnahme. Versteht, wie schwierig Bewegungsabläufe gemeinsam zu meistern sind. Versteht, dass jede Zeit die eigene Imperfektion zur Regel hat.
DAS versuchen wir auf dem Nuddelhof interessierten Pferdeverrückten zu vermitteln. Dass alle locker bleiben, höflich, offen.
Ihre/Eure Amena Rauf-Vater
Und ja, ich trage immer einen Sicherheitshelm im Training - das Bild ist älter.